ZOMFG! Schon wieder so'n pseudointellektueller Schwachmatenscheiß. Ja, aber irgendwie muss ich meine unglaubliche Belesenheit der Welt doch präsentieren. Also: Lies oder stirb.
Diesmal gehts wieder um Sarah Kuttner. Ich hatte sie ja hier schon mal erwähnt.
Diese Frau (Ex-Viva- und MTV-Moderatorin, was sie jetzt macht weiß ich nicht.) hat früher einmal Kolumnen für die Süddeutsche Zeitung und den Musikexpress geschrieben. In einem ihrer drei Bücher, dessen Name du jetzt im Titel nachlesen kannst, da ich keine Lust habe, ihn noch einmal abzutippen, gibt es Auszüge aus genau diesen. Im ersten Teil, die Kolumnen für die SZ handelt es sich um viele nichtige Alltagsfragen á la "Ich bin auf einem Geburtstag eingeladen. Soll ich ein gerahmtes Foto von mir verschenken?", oder "Wo schaust du die WM-Spiele?".
Die Antworten auf die Fragen werfen meistens zwar noch mehr Fragen auf, allerdings haben sie Unterhaltungswert (Zu Frage 1: "War kurz geneigt, empört zu sein. Aber eigentlich eine fantastische Idee. Ich bin dafür. Machen!". Zu Frage 2: "Mit Christian Wulffs Ex-Frau, Tandem fahrend. Sie hat ein Handy-TV.").
Der zweite Teil, die Kolumnen für den Musikexpress, haben mir irgendwie besser gefallen. Das Thema durfte sie frei wählen. Und drei Seiten scheinen für Kuttner schon zu viel, weil sie irgendwie immer (charmant!) vom selbst gewählten Thema abweicht und irgendwas über Kellerverliese oder skandinavische Indie-Rocker erzählt. Die Leseprobe wird dann eher sowas sein.
Das Buch ist die Investition von seinen 10 Euro oder so echt wert. Bei mehr allerdings sollte man lieber für ein neues Handy-TV sparen. Ahahaha, toller Witz. Außerdem mag ich den WTF-Effekt, der eigentlich in jedem 1,5ten Satz auftritt.
Leseprobe
Auf Lesetour nach St. Bad Irgendwo
Ein Fototermin mit Waisenkindern,
dann im Bett mit der Zielgruppe
September 2006
Liebe Brieffreunde, wenn euch diese Zeilen erreichen, bereite ich mich gerade auf meine erste große Tournee vor. Es ist eine Lesetour, was im Wesentlichen bedeutet, dass ich durch Deutschland gurken und aus einem Büchlein vorlesen werde. Es scheint da einen Markt für zu geben, was ich an dieser Stelle aus sehr persönlichen Gründen ausdrücklich begrüßen möchte. Eine kürzere Lesetour durfte ich bereits vor einigen Monaten absolvieren. Daher sei an dieser Stelle allen Menschen, die sich mit dem Gedanken tragen, selbst einmal mit irgendwas auf Darbietungsreise zu gehen, gesagt: Alles, was an furchteinflößenden Klischees über Tourneen verbreitet wird, stimmt.
In der Regel wacht man morgens übernächtigt auf und fragt sich, in welcher Stadt man ist. Wenn der Blick aus dem Hotelzimmerfenster keinen erkenntnisfördernden Eiffelturm o.ä. bereithält, ist davon auszugehen, dass man sich entweder in Chemnitz, Bielefeld oder in St. Bad Irgendwo befindet. Aus Verzweiflung über diese Desorientierung sucht man erst mal nach der Drogendose. Frustriert bemerkt man entsetzliche Knappheit in selbiger und wirft sie vor lauter Wut aus dem Fenster. Unten auf der Straße stehen immer noch die drei Mittfünfziger, die schon die ganze Nacht hindurch gekreischt und "Sarah, Sarah" geschrien haben. Einer wird von der Drogendose am Kopf getroffen und fällt in ein Koma, was den Rest der Tournee in Form wenig positiver Negativpresse begleiten wird. Die anderen beiden Mittfünfziger schreien weiter.
Nach diesem Vorfall: Frühstück mit der Crew. Wie man sich denken kann, reise ich mit einem Riesenteam, bestehend aus 45 Lichtroadies, 87 Sounddesignern, zwei Sachn-an-die-Wand-Projizierern und einem schrulligen Stagedesigner, der meine Bühnenaufbauten jeden Abend tagesaktuell an die jeweilige Stadt anpasst. Hinzu kommen die diversen Assistenten und Praktikanten der Lichtroadies und Sounddesigner. Ich kenne alle mit Namen und mache - ähnlich wie Madonna in "In Bed with selbiger" - knuffige kleine Scherze mit ihnen. Ständig sitzen irgendwelche Bühnentänzer bei mir auf dem Schoß rum, zu denen ich in während der Tournee mitgedrehten Dokus ständig "Darling" o.ä. sage.
Richtig, ich vergaß zu erwähnen: Ich habe auch etliche Bühnentänzer, und natürlich dreht Sönke Wortmann einen Film über das Ganze, der mich auch in weniger vorteilhaften Momenten zeigt. Das ist mir und Sönke wichtig. Kritiker werden natürlich schimpfen, dass auch diese Authentizität nur eine weitere Form der Inszenierung sei, aber das ist mir egal. Es gibt wichtigeres zu tun; die Drogendose muss neu aufgefüllt werden.
xoxo
-Tina
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