Freitag, 16. Oktober 2009

nackt

Nein, Freunde, nicht was ihr denkt... 
Das hier wird ne Buchrezension von Diablo Cody's Buch 'nackt' (aka. 'Candy Girl - A Year In The Life Of An Unlikely Stripper').

Zuerst einmal zu Diablo, die eigentlich (leider) gar nicht Diablo heißt, sondern Brook Busey-Hunt. Sie ist mittlerweile 32 und hat 2008 den Oscar für das beste Originaldrehbuch zum Film Juno abgestaubt. Mehr gibt's auch irgendwie nicht zu sagen.

Nackt handelt von einem Lebensabschnitt Diablo's, bis dato eine graue Büromaus aus Chicago, die zu ihrer Internetbekanntschaft Jonny ins kalte Minneapolis zieht und dort ein neues Leben beginnen will. Eines Abends kommt sie dann an einem Stripclub vorbei, der ihr quasi ihr gewünschtes neues Leben beschert. Sie steigt also in's 'Sexbusiness' ein und verarbeitet ihre Erlebnisse dort in ihrer Autobiografie nackt. So viel dazu.

In meinen Augen ist Diablo, pardon, Brook einfach eine geniale Frau und nackt einfach ein geiles Buch. Ihr Schreibstil ist wirklich unverwechselbar, urkomisch und doch einleuchtend. Zum Beispiel vergleicht sie Iowa City mit einem Follikel in einer feuchten Achselhöhle und sich selbst mit einem nackten Flughund. Überhaupt kommt der Begriff 'Follikel' vier mal vor oder so.

Und jetzt, worauf ihr euch alle gefreut habt: Leseprobe



Ausziehen!

Eines Abends, als der Winter langsam schlappmachte, stapfte ich gen Bushaltestelle, nachdem ich einen weiteren stumpfsinnigen Tag als bessere Stenoschlampe in der Agentur hinter mich gebracht hatte. Ich kam an einer Oben-ohne-Bar vorbei, die sich abseits in der Hennepin Avenue verkrümelt hatte (doch selbst unauffällige Tittenschuppen gleißen wie rote Raketen), und bemerkte wie schon oft die Ankündigung: ABEND FÜR ANFÄNGERINNEN $ 200 (manchmal hieß es auch CITY OF FUN, womit ich ganz und gar nicht einverstanden war). Ich neigte dazu, an der Skyway Lounge vorbeizuzeilen, als könnte mir allein die molekulare Aura des Ladens eine unbesiegbare Armee von Filzläusen ins Schamhaar hexen. Aber diesmal blieb ich stehen und schnüffelte die kalte Winterluft wie ein Jagdhund.
Bei der Formulierung  Abend für Anfängerinnen (was das Strippen betraf) hatte ich immer ein ganz spezielles Bild vor Augen gehabt: Ich sah eine sternhagelvolle Schnapsdrossel in verschrammten Brautjungernpumps den Laufsteg entlangtorkeln, deren Mann sie am anderen Ende mit einem Päckchen Ultra Lights lockte: "Komm schon, Baby! Hier hab ich deine Ziggis für dich! Nur noch ein paar kleine Schritte, Deedee, und dann stecken wir die zwei großen Scheine in die Tasche!"
Professionelles Strippen hatte was Rattenscharfes, aber die Vorstellung, sich bei solchen Amateurveranstaltungen auszuziehen, ließ an deprimierende Freizeitvergnügungen in irgendwelchen Kuhkäffern denken.
Doch ich war neugierig. Ich war bisher nur einmal in einem Stripclub gewesen, noch in Chicago, und zwar in einer schummrigen Oben-ohne-Saftbar unter der Fuchtel der Russenmafia. Mir hatten die Mädchen leidgetan, die wie Schlafwandlerinnen von Tisch zu Tisch schlichen und in deren hübschen Kadavergesichtern das aufgesetzte Grinsen festgeschraubt schien. Mein Kumpel und ich gönnten uns jeder einen Lapdance, und teils aufgegeilt, teils panisch tauschten wir befremdete Blicke, während die Tänzerinnen sich bei ihren Solonummern indolent auf unseren Schößen rieben. Meine Stripperin, ein geschorenes androgynes Wesen im Latexfummel, sorgte weder für Hitze noch für Wallung. Als sie sich schließlich nach vorn beugte, um mir ihre Rosette vor die Nase zu halten, sagte ich: "Schicke Stiefel". Dieser Erlebnis hatte sich mir unauslöschlich eingebrannt, und ich versuchte mir vorzustellen, wie ich selbst mich splitternackt in diesem moschusmuffenden Spiegelkabinett machen würde. Es gelang mir nicht. Ich war eben eine amtliche Lusche.


Ich wollte eigentlich noch 3 Seiten mehr machen, aber tipp du mal die ganze Scheiße ab.


Ohne meinen Anwalt sag ich nix.

xoxo
-Tina